Steiner & Madlaina

Schweiz

Wer Nora Steiner und Madlaina Pollina schon live gesehen hat – zum Beispiel auf ihren langen Touren, auf dem Southside / Hurricane Festival oder auf dem Lollapalooza – der müsste ihren Live-Qualitäten, ihrem Charisma, ihren Stimmen und nicht zuletzt ihren Songs bereits erlegen sein. Denn die beiden haben den alten Mythos des „Hochspielens“ ernst genommen und in den zurückliegenden Jahren über 150 Konzerte abgerissen.

Schwyzerdütsch beim blacksheep Festival

Die beiden Zürcherinnen (Foto: Tim Wettstein) kennen sich seit Schultagen – und genau das ist es, was man bei jeder Performance spürt. Außerdem stehen sie seit Teenagertagen auf Bühnen, Holzkästen, Festivalwiesen, in Hinterhöfen, in „Dönerläden vor fünf motzenden Gästen“, wie Nora sich lachend erinnert, oder im Studio. Ihr Debütalbum „Cheers“ kam 2018 raus mit einer Mischung aus  deutschen und englischen Lieder und dem wundervollen „Herz vorus id Wand“ auf Schwyzerdütsch. Das Label ihres Vertrauens schon damals: Glitterhouse Records.

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Auf ihrem zweiten Album „Wünsch mir Glück“ haben Steiner & Madlaina nun ihre Sprache in Sound, Haltung und Wort gefunden. Alle Songs sind auf Deutsch getextet. „Geplant war das nicht unbedingt“, erzählt Madlaina, „das kam eher so raus. Wir wollten, dass die Texte mehr Gewicht bekommen, und ich glaube, unsere Ansprüche an uns sind auch ein bisschen gewachsen. Die Songs auf Deutsch waren am Ende die besten.“  Nora ergänzt: „Es hatte natürlich Einfluss, dass wir viel in Deutschland auf Tour waren, oft mit Bands, die nur auf Deutsch singen.”

Die Singer/Songwriterinnen Steiner & Madlaina

Die elf Songs des zweiten Albums beweisen eindrücklich, dass die beiden lyrisch einen verdammt guten Lauf hatten. Dazu muss man wissen, dass Steiner & Madlaina die Songs jeweils alleine schreiben. Aber, so Nora: „Wir haben diesmal viel über die Texte und die Themen diskutiert.“ Und, so Madlaina: „Nora ist auch die einzige, die mir sagen darf, ‚an diese Zeile musst du nochmal ran.“ Ein wissendes Lachen auf der anderen Seite. „Das ist umgekehrt genauso“, sagt Nora.

In Sachen Sound und Wucht hat sich ebenfalls ein wenig geändert: Denn auch wenn Steiner & Madlaina kreativ als Duo arbeiten, sind sie stolz auf „ihre Jungs“, beziehungsweise ihre Live-Band: Leonardo Guadarrama, Nico Sörensen und Max Kämmerling spielten unter Leitung von Nora und Madlaina die Songs auch live im Studio ein.

Indie-Folk und der oft verschmelzende Gesang der beiden bilden zwar nach wie vor die Basis, aber das Bluesige erweitert ihre Klangfarbe schlüssig. Dazu gibt es das bitterböse Lied „Heile Welt“, das, so Madlaina, „aus tiefster Resignation über die Welt, die sich der Mensch gemacht hat“ entstanden ist. Es gibt die pointierte Beobachtung der Leiden der Generation Y, „So schön wie heute“, es gibt das böse „Ciao Bella“ und es gibt das „I want some Sugar in my Bowl“ der Generation Indie. „Denk was du willst“ – dieser Song handelt lasziv, intelligent, feministisch und selbstbestimmt von gutem Sex, der manchmal nichts mit Liebe zu tun haben muss, und der vom Blumenbeet auch direkt in die Abgründe führen darf.

Es beginnt mit einem „Gute-Laune-Song mit leicht bitterem Nachgeschmack“. So sagen es die Künstlerinnen selbst sehr treffend über den Opener ihres zweiten Albums und benennen damit zugleich eine Spezialität des Hauses Steiner & Madlaina – denn genau diese Geschmacksrichtung können sie perfekt zubereiten. „Es geht mir gut“ wird zu Weißweinschorle bei 40 Grad im Schatten gereicht, ein Chor säuselt, ein entspannt groovender Rocksong streckt sich gemächlich aus, und die beiden Damen schmieren einem spätestens im Refrain das schlechte Gewissen unwiderstehlich wie nicht mehr ganz frische Erdbeermarmelade aufs Brot.

„Wie Leonce und Lena steht uns Langeweile gut / Uns ist total bewusst, was rundherum der Mensch so tut / Zu faul für jegliche Debatten / Bleib ich bei vierzig Grad im Schatten.“

Eine ihrer Stärken kommt schon hier zum Tragen: Nora Steiner und Madlaina Pollina sind viel zu schlau, um sich mit fuchtelnden Zeigefingern als Gutmenschen zu inszenieren. Sie demontieren sich mit gut abgeschmeckter Selbstironie selbst gleich mit, bis sie in einer letzten Umarmung ganz richtig feststellen: „Wenn wir alle Lust drauf hätten, könnten wir die Welt noch retten.“ Autsch.

Die Band

  • Nora Steiner – Gesang, Gitarre
  • Madlaina Pollina – Gesang, Keyboard, Gitarre
  • Leonardo Guadarrama – Schlagzeug
  • Nico Sörensen – Bass
  • Max Kämmerling – Gitarre

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