Hanix – Das Interview

Robert Mucha, Chefredakteur unseres Medienpartners HANIX, hat ein wunderbares Interview mit uns geführt, das in der aktuellen Ausgabe des Gesellschaftmagazins für Leute der Region Heilbronn zu finden ist. Ihr könnt es hier direkt bei uns lesen, oder bei HANIX reinklicken. Die Fotos sind von der Fotografin Ulla Kühnle (www.freiraum-photos.de). HANIX präsentiert sich auf dem blacksheep Festival mit einem eigenen Stand.
 

Die beiden Vorstandsmitglieder Ulrike Plapp-Schirmer und Franz Koroknay sind das ganze Jahr über für die Kulturinitiative aktiv. Im Interview mit HANIX gewährten die beiden einen Blick hinter die Kulissen. Foto: Ulla Kühnle
 

»Folk ist eine Nische. Und wir hatten am Ende jeden, der weltweit Rang und Namen hat, zu Gast«

Die Bonfelder Kulturinitiative Blacksheep e. V. veranstaltet in diesem Jahr zum zweiten Mal das blacksheep-Festival, das dem erfolgreichen Format Folk im Schlosshof gefolgt ist. Wir unterhielten uns mit Franz Koroknay und Ulrike Plapp-Schirmer im sehr irischen Vereinsheim der »schwarzen Schafe« über Ehrenamt und Künstlerbetreuung, die ihresgleichen suchen, und einen tränenreichen Abschied.

HANIX – Wie schafft man es, Bob Geldof nach Bonfeld aufs noch sehr junge, noch nicht etablierte blacksheep Festival zu lotsen?
Franz Koroknay — Wir sind ja als Veranstalter durch Folk im Schlosshof etabliert, kennen die Agenturen und können so auf gute Beziehungen zurückgreifen.

HANIX – Hat der Macher der Live Aid-Konzerte denn überhaupt keine Probleme, auf einem eher kleinen Festival aufzutreten?
Franz Koroknay — Sicher gibt es Künstler, die meinen, das wäre unter ihrer Würde. Aber trotz seines Erfolgs ist Bob Geldof nie abgehoben, deshalb macht er auch solche Dinge. Er ist sich bewusst, dass er durch seine Präsenz einem kleinen, neuen Festival helfen kann. Das gilt natürlich auch für »The Hooters«.
Ulrike Plapp-Schirmer — Die Bands kommen außerdem zu sehr vernünftigen Konditionen und nutzen die Situation nicht aus. Andere wollten das ausnutzen – aber die treten dann auf unserem Festival eben nicht auf.

HANIX – War der Jubel nach der Zusage in der blacksheep-Truppe riesig?
Ulrike Plapp-Schirmer — Ja klar! Wir lieben die Musik von Bob Geldof, wir schätzen sein politisches Engagement und wir wissen, dass er ein Künstler ist, der auch als Mensch gut zu uns passt.
 

Ulrike Plapp-Schirmer und Franz Koroknay gehören zu dem 40 Köpfe starken Kreativteam der blacksheep Kulturinitiative, das das Bonfelder Festival von 25. bis 27. Juni stemmt. Foto: Ulla Kühnle
 
HANIX – Vorgänger des blacksheep Festivals war der erfolgreiche Festival Folk im Schlosshof, das zwölfmal stattfand, und 2012 letztmalig durchgeführt wurde. Im Herbst 2012 folgte dann die Gründung der Blacksheep Kulturinitiative Bonfeld e. V. Wieso die späte Gründung eines eigenständigen Vereins?
Franz Koroknay — Folk im Schlosshof ist vom Förderverein des SV Bonfeld durchgeführt worden, inhaltlich aber irgendwann ausgereizt gewesen. Folk ist eine Nische und wir hatten am Ende jeden, der weltweit Rang und Namen hat, zu Gast. Ziel eines Fördervereins ist es, möglichst viel Ertrag zu machen, was uns zwar gut gelungen ist, aber nicht unsere eigentliche Intention war. Wir wollen möglichst gute Kultur bieten und Spaß haben. Wir wollen nicht in erster Linie Geld verdienen, was auch in unserer Satzung steht. Wir sind ein gemeinnütziger Verein. So, wie wir das jetzt bei Blacksheep machen, hätten wir es beim Förderverein nicht machen können. Wir hatten Lust auf etwas Neues.

HANIX – Von wem kam der Anstoß zur Trennung? Warum habt ihr eines der erfolgreichsten Folkfestivals Europas auf dem Höhepunkt beerdigt?
Franz Koroknay — Der Anstoß kam von mir, wir waren uns im damaligen Team allerdings alle einig, dass die Zeit gekommen war. Es ist uns nicht leichtgefallen, ich habe mich nach der Bekanntgabe in mein Büro eingeschlossen und geheult wie ein Schlosshund. Daraufhin wollte ich nichts mehr machen und mich nur um meine Frau kümmern, die in
dem Jahr eine Stammzellenübertragung hatte. In einer solchen Situation denkt man natürlich nicht an Hobbys. Aber dann hat mich meine Tochter angerufen und gesagt »Vati, das können wir so nicht machen. Ich mache Folk im Schlosshof weiter.« Ich dachte, sie wäre völlig verrückt geworden und sagte ihr, dass sie das vom Aufwand neben ihrem Studium gar nicht bewältigen könnte. Aber wir haben uns nochmal zusammengesetzt und kamen schließlich auf die Idee, etwas Neues zu organisieren.

»Wir haben einen hohen Anspruch an uns selbst: Wir streben nach größtmöglicher Perfektion in Organisation und Durchführung. «

HANIX – Haben sich Arbeit und Struktur seitdem merklich verändert?
Ulrike Plapp-Schirmer — Für mich hat sich alles verändert, da ich vorher nicht dabei war. Ich habe die Aufgaben von anderen übernommen und so hat sich die Struktur auch etwas verändert. Aber der ganze Verein entscheidet immer zusammen und arbeitet harmonisch miteinander. Wir haben einen hohen Anspruch an uns selbst: Wir streben nach größtmöglicher Perfektion in Organisation und Durchführung. Viele liebevolle Details gab es schon beim Vorgängerfestival. Wir machen noch einen Tick mehr, was bei Publikum und bei den Künstlern sehr gut ankommt.

HANIX – Der Verein ist recht umtriebig und dabei mit Kulturveranstaltungen und kultureller Arbeit auch erfolgreich. Was machen die schwarzen Schafe in Bonfeld anders und besser als so viele andere Vereine aus der Region, sei es im Bereich Sport oder Kultur?
Franz Koroknay — Es gibt einen wesentlichen Unterschied zu den meisten anderen Vereinen: Unsere einzelnen Bereiche – Security, Gastronomie, Marketing, Technik usw. – arbeiten selbstverantwortlich. Vor Kurzem haben wir ein Juniorteam gegründet, das den Bandcontest organisiert. Es ist etwas Besonderes, dass es jetzt schon eine zweite Ebene mit jungen Leuten und sogar Kindern gibt, die wir an weitere Aufgaben heranführen wollen. Wir geben ihnen Verantwortung und die Möglichkeit, sich zu verwirklichen und einzubringen, was super funktioniert. Denn mit einem einzigen Chef, der alles allein bestimmt, geht es am Ende meistens schief.

HANIX – Verteilt sich die Arbeit aktuell auf mehr oder weniger Schultern als zu Zeiten des Fördervereins?
Franz Koroknay — Auf deutlich mehr, da wir viel mehr Arbeit haben. Das kann man gar nicht miteinander vergleichen. Nach unserem Controlling beispielsweise würde sich jeder mittelständische Betrieb die Finger lecken.
 
 

 
HANIX – Wie definiert ihr den Erfolg für euren Kulturverein?
Franz Koroknay — Wenn das, was wir tun, von den Leuten gutgeheißen wird und wir viele Leute begeistern können. Natürlich muss es auch wirtschaftlich vertretbar sein, aber wir haben keine Gewinnerzielungsabsicht.
Ulrike Plapp-Schirmer — Erfolg bedeutet aber auch, dass wir jemanden wie Bob Geldof oder die Horslips nach Bonfeld holen können. Das zeigt uns, dass sich solche Weltstars gut bei uns aufgehoben fühlen. Es ist auch kein Zufall, dass Künstler wie Bruce Guthro schon seit mehreren Jahren gern zu uns kommen.
Franz Koroknay — Manche Bands bleiben sogar freiwillig länger auf dem Festival, obwohl sie eigentlich woanders auftreten könnten. Denen geht es bei uns vordergründig weniger ums Geld, als anderswo.

HANIX – 15 Veranstaltungen in 2015 sind ein Haufen Holz. Ihr bohrt dicke Bretter … Was treibt euch alle gemeinsam an?
Ulrike Plapp-Schirmer — Der große Freundeskreis, der uns ein Gemeinschaftsgefühl gibt. Mich treibt an, dass ich ein Ehrenamt habe, das der ganzen Familie Spaß macht und meinen Kindern die Möglichkeit bietet, schon in jungen Jahren eine andere, spannende Welt kennenzulernen.
Franz Koroknay — Die Motivation ist, gemeinsam etwas zu erreichen, dabei Spaß zu haben und am Ende Stolz darauf zu sein.

HANIX – Das Festival lebt vom ehrenamtlichen Engagement. Wie viele Vereinsmitglieder und Helfer sind rund um das Festival tätig?
Franz Koroknay — Wir haben etwa 250 Mitglieder, Tendenz steigend, womit wir gar nicht gerechnet hätten. Das ging rasend schnell. Von diesen Mitgliedern helfen auch nahezu alle beim Festival. Viele nehmen sich extra Urlaub und sind von Aufbau bis Abbau dabei. Aber auch die, die nicht so viel Zeit aufbringen können, sind willkommene Helfer. Wir behandeln alle gleich.

»Durch diese Gastronomiepartner ist auf dem Festival ein gastronomisches Angebot entstanden, was seinesgleichen sucht. Zusammen mit dem Gelände sorgt das für ein richtiges Wohlfühl-Ambiente.«

HANIX – Wie hoch ist der Etat des Festivals? Und wie hoch wäre er, wenn man alle ehrenamtlichen Helfer bezahlen müsste?
Franz Koroknay — Dieses Jahr liegt er knapp über 300 000 Euro. Wenn wir die ehrenamtlichen Helfer einberechnen würden, kämen noch 150 000 Euro Personalkosten dazu. Ohne die vielen Gastronomiepartner, die uns helfen, weil wir gar nicht in der Lage wären, alles alleine zu leisten.
Ulrike Plapp-Schirmer — Durch diese Gastronomiepartner ist auf dem Festival ein gastronomisches Angebot entstanden, was seinesgleichen sucht. Zusammen mit dem Gelände sorgt das für ein richtiges Wohlfühl-Ambiente.

HANIX – Franz, du bist der kreative Kopf des Vereines. Wie sieht dein Aufgabenfeld genau aus?
Franz Koroknay — Ich habe ein bunt zusammengewürfeltes Gremium, mit dem ich das Programm entwerfe. Bei mir gehen alle Bewerbungen – mittlerweile 2000 pro Jahr – ein, die ich selektiere und mit dem Bandgremium diskutiere. Dann erarbeite ich ein Programm- und Jahreskonzept und budgetiere es, um es dem Vorstand vorzustellen, der das letzte Wort hat. Sobald das alles steht, mache ich die konkrete Planung, suche die Locations, kümmere mich mit einer Gruppe um Sponsoren und mache die Verträge mit den Bands.
 

Wichtig: Der Spaß darf bei der vielen Arbeit, die hinter so einer großen Veranstaltung wie dem blacksheep Festival steht, nie ausgehen. Und egal, wer im Vorstand sitzt oder im Hintergrund die Strippen zieht: Der Erfolg der Kulturinitiative ist immer der Erfolg des Teams. Foto: Ulla Kühnle
 
HANIX – Von Berufswegen her kommst du eher aus dem betriebswirtschaftlichen Bereich. Passt eigentlich nicht mit kreativer Arbeit zusammen …
Franz Koroknay — Ich komme aus einem Betrieb, Saturn, in dem es genauso flache Hierarchien wie bei uns gibt und dort hervorragend funktioniert. Das habe ich mir abgeschaut und versucht, es in die Vereinsarbeit zu übertragen, was erstaunlich gut klappt. Außerdem ist Saturn Marktführer, wenn es um Entertainment geht, wodurch ich laufend mit der Branche und Künstlern zu tun hatte. Schon seit Jahrzehnten habe ich also beruflich organisiert. Die Musik war schon immer mein Hobby, und da ich zu untalentiert bin, in diesem Bereich selbst etwas zu kreieren, organisiere ich lieber. Und überlasse das Musikmachen denen, die es können.
Ulrike Plapp-Schirmer — Es ist notwendig, dass man ein so großes Projekt nüchtern betrachtet. Die kreative Arbeit würde ohne die betriebswirtschaftliche Basis gar nicht funktionieren. Kreativität hat bei uns viel Platz, eine gute Planung und betriebswirtschaftliche Betrachtung aber ist genauso wichtig, um auf Dauer Qualität bieten zu können.

»Wir kümmern uns einfach um die Künstler, die bei uns auftreten.«

HANIX – Das blacksheep Festival geht ins zweite Jahr und hat den Folk im Schlosshof abgelöst. Wie sieht das neue Konzept aus und worin unterscheidet es sich?
Franz Koroknay — Im Gegensatz zum Folk im Schlosshof sind wir viel breiter aufgestellt. Auch die Gastronomie ist bei uns dramatisch anders und hochwertiger als bei anderen Veranstaltern. Bei uns gibt es zum Beispiel Rumcocktails oder handgedrehte kubanische Zigarren, einer der besten Köche Deutschlands versorgt unsere VIP-Gäste und Künstler. Ein weiterer Unterschied ist, dass wir jetzt zwei gleichwertige und große Hauptbühnen haben, wodurch wir in der Lage sind, mehr große Acts zu buchen. Unser Equipment ist professioneller und wir haben einen Kids- & Junior-Club für Kinder ab sechs Jahren.

HANIX – Also wollt ihr gezielt auch Familien ansprechen?
Ulrike Plapp-Schirmer — Das ist ein Schwerpunkt. Schon voriges Jahr waren uns die Eltern dankbar, dass sie den Samstag entspannt auf dem Festivalgelände unterwegs sein und ihre Kinder bei unseren Erzieherinnen in Obhut geben konnten. Das kam richtig gut an und auch die Kids haben sich wohlgefühlt. Dieses Jahr bieten wir den Kids- & Junior-Club am Freitag und Samstag an. Sogar Musiker kommen bei den Kindern vorbei und spielen für sie.

HANIX – Es wird auch wieder Verkaufsstände geben…
Franz Koroknay — Das findet dieses Mal im Schlosspark statt und wird mitten im Geschehen sein. Ein schönes Angebot an Ständen mit keltischem Schmuck, einem Met- Stand, Handwerkszeug, Kräutern oder Magazinen.

HANIX – Wahrscheinlich waren nicht alle von der Konzeptänderung begeistert. Schließlich habt ihr eines der erfolgreichsten Folkfestivals Europas auf dem Höhepunkt beerdigt …
Franz Koroknay — Viele Helfer haben das nicht verstanden, weshalb es einen Bruch gab. Auch das alte Publikum hat im ersten Jahr ziemlich reserviert reagiert. Aber einige kommen jetzt wieder zurück. Und neue Besucher haben wir sowieso gewonnen, da wir einfach ein größeres Publikum ansprechen. Es gibt viele Leute, die froh sind, dass jetzt auch etwas für sie dabei ist.

HANIX – Wie viele Besucher kamen letztes Jahr? Und welche Besucherzahl habt ihr dieses Jahr anvisiert?
Franz Koroknay — Im letzten Jahr waren es knapp 5000 Besucher, für dieses Jahr haben wir 5600–5700 Besucher eingeplant, was wir nach dem derzeitigen Stand locker schaffen. Meine persönliche Wunschzahl wäre 6000.
Ulrike Plapp-Schirmer — Ich glaube allerdings auch, dass es ein noch viel größeres Potenzial für das Festival gibt. Wir haben Bestellungen aus fünf Ländern und sind – auch durch unser umfangreiches Jahresprogramm – mit der Kulturinitiative blacksheep bekannter in der Region als wir es mit Folk im Schlosshof waren.

HANIX – Große Namen kommen aufs Festival, weil die Atmosphäre und Künstlerbetreuung eine ganz besondere Qualität hat. Wie umsorgt ihr die Künstler, dass sie sich so wohl fühlen?
Franz Koroknay — Wenn ein Künstler länger bleiben möchte, dann zahlen wir ihnen auch gerne weiter die Verpflegung und das Hotel. Dieses Jahr essen auch die Musiker im VIP- Bereich bei Uwe Straub, einem Koch, der zu den besten 50 in Deutschland gehört. Das gibt es nur bei uns. Wir kümmern uns einfach um die Künstler, die bei uns auftreten.

HANIX – Ihr seid eine Bonfelder Vereinigung und im Ort beheimatet. Könnt und wollt ihr auch in der Großstadt, sprich Heilbronn, veranstalten?
Ulrike Plapp-Schirmer — Wir haben unseren Sitz in Bonfeld, aber Bad Rappenau und Bad Wimpfen sind genauso wichtige Veranstaltungsorte für uns. Insofern haben wir im Moment drei Standbeine. Deshalb könnten wir uns sehr gut vorstellen, auch mal etwas in Heilbronn zu veranstalten. Da gibt es schon ein paar Ideen für die Zukunft, aber das Herz des Vereins schlägt natürlich für das blacksheep Festival – und das gehört zu Bonfeld.